Snapdragon X Elite: Qualcomm nimmt es mit AMD, Apple und Intel auf

Qualcomm teilt erste Benchmarks seines Notebook-Prozessors Snapdragon X Elite. Die Ergebnisse können sich sehen lassen.

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Qualcomms Referenz-Notebooks auf einem herstellereigenen Event.

(Bild: heise online / sht)

Lesezeit: 4 Min.

Qualcomm will mit dem ARM-Prozessor Snapdragon X Elite die High-End-Mobilprozessoren von AMD, Apple und Intel angreifen. Erste herstellereigene Benchmark-Ergebnisse sollen die Ambitionen untermauern. In den beliebten Vergleichs-Benchmarks Cinebench 2024 und Geekbench 6.2 soll der Snapdragon X Elite zu den schnellsten Notebook-CPUs gehören. Die Ergebnisse müssen allerdings noch unabhängig geprüft werden.

Die Hersteller-Benchmarks hat Qualcomm mit eigenen Referenz-Notebooks erstellt, die so nicht in den Handel gelangen werden. In einer Plattform darf der Snapdragon X Elite dauerhaft ganze 80 Watt saufen, in einer gemäßigten und realitätsnäheren Variante 23 Watt. Inwiefern sie kurzfristig die Limits überschreiten dürfen, ist nicht bekannt.

Der Unterschied wirkt sich auf die Taktfrequenzen aus: Die 23-Watt-Version schafft einen Single-Core-Turbo von 3,8 GHz und beschleunigt alle CPU-Kerne bei verteilter Last auf 3,5 GHz. Die 80-Watt-Variante erreicht 13 bis 14 Prozent höhere Taktfrequenzen von 4,3 beziehungsweise 4,0 GHz.

Die volle elektrische Leistung rufen die Notebooks in den Multithreading-Benchmarks auf, die alle CPU-Kerne auslasten. Im Cinebench 2024 MT liegen die Ergebnisse mit etwa 950 zu 1220 Punkten weiter auseinander, als die Taktfrequenzen vermuten ließen. Das könnte an den Kühlsystemen oder elektrischen Limits liegen.

Selbst die 950 Multithreading- und 122 Singlethreading-Punkte in der langsameren Konfiguration sind jedoch vergleichsweise hoch. Apples M2 Pro in der 12-Kern-Version etwa schafft im 14 Zoll großen MacBook Pro ebenfalls gut 120 Singlethreading-Punkte und fällt im Multithreading-Durchlauf mit knapp 800 Punkten etwas zurück.

Der Vergleich zu AMDs und Intels Mobilprozessoren fällt schwer, weil es nicht "das Referenz-Notebook" gibt. Je nach Modell und dessen Kühlung weicht die Performance deutlich voneinander ab. So ist der Core i5-1345U in Dells Latitude 7640 beispielsweise spürbar schneller als der Core i7-1360P in LGs extrem kompaktem Gram 14.

In Notebooks testet man daher primär Kühlsysteme und nicht unabhängig die CPUs. Insbesondere Qualcomms Multithreading-Benchmarks sind daher mit Vorsicht zu genießen.

Cinebench-2024-Ergebnisse
Prozessor Singlethreading Multithreading
Snapdragon X Elite (Qualcomm 80 W)* 132 1220
Snapdragon X Elite (Qualcomm 23 W)* 122 950
Ryzen 7 7840U (Framework Laptop 13) 105 782
Core i7-1360P (Samsung Galaxy Book3 Pro 14) 98 423
Core i7-1360P (LG Gram 14) 80 327
Core i5-1345U (Dell Latitude 7640) 99 362
Apple M2 (MacBook Air) 121 572
Apple M2 Pro (MacBook Pro 14") 122 782
Apple M2 Max (MacBook Pro 16") 124 1030
Core i9-14900K 136 2090
Core i7-14700K 127 1888
Core i5-14600K 120 1340
Ryzen 9 7950X 118 1978
Ryzen 7 7700X 119 1110
*von Qualcomm geteilt und nicht unabhängig geprüft. Desktop-Prozessoren nur zum Vergleich enthalten.

Wie vorteilhaft die Ergebnisse teilweise herausgepickt sind, zeigen auch die zuvor geteilten Geekbench-Werte. 3227 Singlethreading-Punkte schafft der Snapdragon X Elite nur unter optimalen Bedingungen, wenn man ein Linux-Betriebssystem installiert. Allein beim Wechsel auf Windows 11 sinkt das Ergebnis schon auf 2940 Punkte; in der 23-Watt-Konfiguration fällt es noch stärker auf 2780 Punkte. Der Vorsprung zur Konkurrenz ist somit nur noch gering.

Trotz der unbekannten Rahmenbedingungen stimmen die Ergebnisse optimistisch, gerade bei den Singlethreading-Durchläufen: AMDs Ryzen 7040U und Intels Core i-1300U/P bewegen sich meistens im Bereich von 80 bis 105 Punkten. Da wären 122 Punkte beim Snapdragon X Elite schon mal eine Ansage, gerade für die erste Generation der sogenannten Oryon-Kerne.

Mit Oryon integriert Qualcomm zum ersten Mal seit der 32-Bit-Ära leistungsstarke Custom-Kerne, die nicht ARM entworfen hat. Entwickelt hat sie die zugekaufte Firma Nuvia, die ehemalige Ingenieure unter anderem von Apple, AMD und Intel beschäftigt.

Notebooks mit Snapdragon X Elite erscheinen derweil frühestens im Sommer 2024. Qualcomm konkurriert da schon mit Apples M3-Generation und Intels neuen Meteor-Lake-CPUs (Core Ultra). Zudem dürften Intels übernächste Baureihe Arrow Lake und AMDs Ryzen 8000 zu dem Zeitpunkt nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Qualcomm muss ab 2024 mehrere Dinge beweisen: Reale Serien-Notebooks müssen die Leistung abrufen können, fragwürdige Designentscheidungen dürfen die Effizienz nicht zunichtemachen und die Firma muss mit kontinuierlichen Weiterentwicklungen der Oryon-Kerne am Ball bleiben.

(mma)