Snapdragon X ist nicht gleich Snapdragon X

Drei Varianten der ARM-CPU Snapdragon X Elite kommen, mit erheblichen Performance-Unterschieden. Erst die Modellnummern geben Aufschluss. Neu ist der X Plus.

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Qualcomms Snapdragon X Plus als nackter Chip

Auf einem Vorab-Event hat Qualcomm einen nackten Snapdragon-X-Chip gezeigt.

(Bild: c't / sht)

Lesezeit: 4 Min.

Qualcomm gibt die "Markteinführung" des Notebook- und Tablet-Prozessors Snapdragon X Plus bekannt. Das heißt allerdings erst einmal nur, dass PC-Hersteller den Prozessor kaufen können – mit erhältlichen Geräten ist erst im Sommer zu rechnen, genauso wie beim Snapdragon X Elite.

Der Snapdragon X Plus ist der kleine Bruder des Snapdragon X Elite, wobei letzterer auch in drei Varianten erscheinen wird. Diese hat Qualcomm jetzt bestätigt. Die Namensgebung ist dabei alles andere als kundenfreundlich: Alle drei heißen Snapdragon X Elite, auf die Unterschiede machen erst zwei Ziffern in den achtstelligen Modellnummern aufmerksam. Die dürfte jedoch bestenfalls in den Datenblättern der Notebooks und Tablets versteckt sein.

Die Unterschiede sind teilweise gravierend. Qualcomm hat die eigenen Benchmarks mit dem Topmodell "X1E-84-100" durchgeführt, der die höchsten Boost-Taktfrequenzen von 4,2 GHz schafft. Der langsamste Snapdragon X Elite "X1E-78-100" hat gar keinen Boost erst, sondern taktet alle 12 CPU-Kerne mit maximal 3,4 GHz. Der mittlere "X1E-80-100" kommt immerhin auf bis zu 4,0 GHz. Das erklärt die teils gravierenden Performance-Unterschiede in den Benchmark-Datenbanken, etwa von Geekbench. Rein rechnerisch fällt die Singlethreading durch die Taktdifferenz schon um 19 Prozent.

In der PC-Welt sind Boosts oder Turbos das Maß der Dinge, um die "Schwuppdizität" zu erhöhen. Bei Programmstarts etwa beschleunigt ein Prozessor einen einzelnen CPU-Kern binnen Millisekunden, damit sich die Anwendung schneller öffnet. Dadurch fühlen sich Systeme flinker an. Weil das nur einen oder vielleicht zwei Kerne betrifft, hält sich der Energiebedarf in Grenzen.

Prozessor Kerne / Threads All-Core-Takt / max. Boost GPU NPU Speicher
Snapdragon X Elite
X1E-84-100 12 / 12 3,8 / 4,2 GHz 4,6 TFlops 45 TOPS max. 64 GB LPDDR5X-8448
X1E-80-100 12 / 12 3,4 / 4,0 GHz 3,8 TFlops 45 TOPS max. 64 GB LPDDR5X-8448
X1E-78-100 12 / 12 3,4 / - GHz 3,8 TFlops 45 TOPS max. 64 GB LPDDR5X-8448
Snapdragon X Plus
X1P-64-100 10 / 10 3,4 / - GHz 3,8 TFlops 45 TOPS max. 64 GB LPDDR5X-8448

Der langsamere Snapdragon X Elite und der vorgestellte Snapdragon X Plus könnten primär für lüfterlose Designs gedacht sein. Sicher ist das aber nicht, denn Qualcomm verrät die Thermal Design Power (TDP) nicht.

Eine Grafik gewährt lediglich einen Anhaltspunkt: Ein Referenzgerät mit dem Snapdragon X Plus zieht im Multithreading-Test vom Cinebench 2024 fast ein Drittel weniger elektrische Leistung als ein Referenzgerät mit Snapdragon X Elite. Dabei misst Qualcomm allerdings das komplette Gerät und nicht nur den Prozessor. Da das System unbekannt ist, sind keine Rückschlüsse auf die TDP möglich.

Qualcomm-Benchmarks zum Snapdragon X Plus (2 Bilder)

TDPs nennt Qualcomm nicht. Hier wurde ein gesamtes Notebook gemessen.
(Bild: Qualcomm)

Den Snapdragon X Plus stellt die Firma als besonders effizientes Modell dar. Es nutzt vermutlich den gleichen Chip wie der X Elite, allerdings in einer abgespeckten Variante mit zehn CPU-Kernen, ebenfalls ohne Boost. Maximal 3,4 GHz bleiben das Maximum.

So gut wie keine Details gibt es zu den integrierten GPUs. Qualcomm nennt ausschließlich Teraflops-Werte – beim Snapdragon X Plus sind es 3,8, bei X Elite 3,8 bis 4,6. Wie viele Shader-Kerne in den Adreno-GPUs sitzen oder welche Taktfrequenzen sie erreichen, ist unbekannt. Laut Datenblättern können sie den modernen AV1-Codec en- und dekodieren, etwa für Youtube-Videos.

Keine Abstriche gibt es bei der KI-Einheit (Neural Processing Unit, NPU), den Last-Level-Caches und der Speicheranbindung. Alle vier Prozessorvarianten vom Snapdragon X Plus bis zum schnellsten X Elite haben eine NPU, die bis zu 45 Billionen Berechnungen pro Sekunde schafft (45 TOPS). Ans 128-Bit-Interface kommen bis zu 64 GByte LPDDR5X-8448-RAM, die Transferraten von 135 GByte/s schaffen.

Für 5G-Mobilfunk und Wi-Fi 7 sieht Qualcomm M.2-Steckkarten mit eigenen Chips wie dem Snapdragon X65 vor. Drei USB4-Ports sind offenbar in den Prozessor integriert.

Microsoft will den Snapdragon X Plus offenbar in der Consumer-Version des Surface 10 Pro verwenden. Darauf deuten Geekbench-Datenbankeinträge hin, die dem Tablet zugeschrieben werden. Fraglich ist, ob Microsoft auch ein Surface 10 Pro mit dem Elite-Prozessor bringen wird oder nur der Surface Laptop 6 damit erscheint.

Die an Privatleute gerichteten, neuen Designs des Surface Pro 10 und Surface Laptop 6 stellt Microsoft voraussichtlich Mitte Mai vor. Diese Modelle sollen ausschließlich mit Snapdragon-Prozessoren erscheinen. Intel-Modelle sitzen nur noch in den (ebenfalls frei erhältlichen) Business-Versionen.

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